Die Migration zu SAP S/4HANA ist eines der strategisch wichtigsten Vorhaben, die eine moderne Organisation im Rahmen der digitalen Transformation angehen kann. Achtung: Diese sollte nicht nur aus technischer Perspektive betrachtet werden. Der Blickwinkel muss breiter sein – er sollte beispielsweise die Planung und die Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen berücksichtigen.
Als Nachfolger von SAP ECC definiert SAP S/4HANA die Art und Weise, wie Unternehmen ihre Prozesse verwalten, neu, indem es fortschrittliche Technologien wie In-Memory-Computing, Echtzeitanalysen und das Internet der Dinge integriert. Aus der Perspektive von ERP-Experten ist die Migration zu diesem System jedoch nicht nur eine technologische Angelegenheit – es handelt sich um einen komplexen Prozess, der sowohl technische als auch strategische Aspekte umfasst und eine präzise Planung sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Geschäfts- und IT-Teams erfordert.
Warum ist die Migration zu SAP S/4HANA unausweichlich?
Im Januar 2027 wird SAP den Support für ältere ERP-Versionen wie SAP ECC und SAP R/3 einstellen. Diese Entscheidung mag als Herausforderung erscheinen, eröffnet aber gleichzeitig die Möglichkeit, die ERP-Landschaft zu modernisieren und das Potenzial der neuesten Technologien zu nutzen. SAP S/4HANA bietet Vorteile, die weit über die Möglichkeiten herkömmlicher ERP-Systeme hinausgehen. Dank der In-Memory-Plattform SAP HANA ermöglicht das System die Analyse großer Datenmengen in Echtzeit, die Vereinfachung komplexer Geschäftsprozesse sowie die Unterstützung von Innovationen durch die Integration mit der Cloud und modernen Technologien.
Die Migration zu SAP S/4HANA sollte nicht nur als technische Modernisierung betrachtet werden. Es ist ein entscheidender Moment, um bestehende Geschäftsprozesse zu überdenken, die IT-Infrastruktur zu optimieren und Lösungen zu implementieren, die langfristig die strategischen Ziele der Organisation unterstützen.
Migrationsstrategien – Die richtige Vorgehensweise wählen
Schauen wir uns die Details an: Die Migration zu SAP S/4HANA kann je nach den Besonderheiten der Organisation, der Komplexität der Systeme und den verfügbaren Ressourcen in unterschiedlichen Formen erfolgen. Die am häufigsten verwendeten Strategien sind:
- Greenfield (Neue Implementierung), bei der das Unternehmen ein völlig neues SAP S/4HANA-System von Grund auf aufbaut. Dies ist die ideale Option für Unternehmen, die ihre Geschäftsprozesse modernisieren, alte Daten loswerden und die Komplexität ihrer Legacy-Systeme reduzieren möchten. Die „saubere“ Implementierung ermöglicht die vollständige Nutzung der Best Practices von SAP sowie die Anwendung von Standards, die den weiteren Betrieb des Systems vereinfachen.
- Eine weitere Option ist Brownfield (Systemkonvertierung) – eine Methode, bei der das bestehende ECC-System unter Beibehaltung der bisherigen Konfiguration und Prozesse auf SAP S/4HANA migriert wird. Dieser Ansatz eignet sich für Organisationen, die radikale Änderungen an ihren Prozessen vermeiden möchten, während sie gleichzeitig ihre IT-Infrastruktur modernisieren. Die Systemkonvertierung erfordert eine präzise Planung, insbesondere im Hinblick auf die Datenmigration und die Anpassung kundenspezifischer Lösungen.
Alternativ kann auch ein hybrider Ansatz gewählt werden, der Elemente beider oben genannten Strategien kombiniert. Er ermöglicht eine selektive Migration bestimmter Daten und Prozesse in das neue SAP S/4HANA-System. Diese Methode ist besonders für Organisationen geeignet, die bestimmte Teile ihrer bestehenden Architektur beibehalten und gleichzeitig andere modernisieren möchten.
Unsicher, welche Strategie die richtige ist? Die Wahl sollte einer gründlichen Geschäfts- und technischen Analyse sowie einer Kosten-Nutzen-Bewertung vorausgehen. Es ist äußerst wichtig, branchenspezifische Besonderheiten, den Grad der Individualisierung bestehender Systeme sowie die langfristigen Ziele der Organisation zu berücksichtigen.
Migration zu SAP S/4HANA – Zentrale Aspekte
Betrachten wir nun den eigentlichen Migrationsprozess: Die Migration zu SAP S/4HANA ist ein komplexer Prozess, der mit einer Vielzahl technischer, organisatorischer und operativer Herausforderungen verbunden ist. Jeder dieser Bereiche erfordert eine sorgfältige Planung, um einen reibungslosen Übergang zum neuen System und eine maximale Nutzung der Vorteile der Implementierung sicherzustellen. Einer der Schlüsselfaktoren in der Planungsphase ist die Datenmigration. Ältere ERP-Systeme wie SAP ECC enthalten oft riesige Mengen historischer Daten, die über Jahre hinweg ohne ausreichende Qualitätskontrolle gesammelt wurden. Infolgedessen können diese Daten unvollständig, doppelt vorhanden oder veraltet sein, was eine große Herausforderung bei ihrer Übertragung nach SAP S/4HANA darstellt.
Datenmigration erfordert einen gezielten Ansatz mit mehreren Schritten. Zunächst muss eine Datenqualitätsanalyse durchgeführt werden, um potenzielle Probleme wie fehlende Felder, Formatinkonsistenzen oder manuelle Eingabefehler zu identifizieren. Anschließend müssen diese Daten bereinigt und für die Migration vorbereitet werden, was die Entfernung von Duplikaten, die Ergänzung fehlender Informationen und die Vereinheitlichung von Formaten umfasst. Dieser Prozess ist nicht nur zeitaufwendig, sondern erfordert auch den Einsatz fortschrittlicher ETL-Tools (Extract, Transform, Load), die die Automatisierung und Präzision der Migration unterstützen. Besonders nützlich für SAP S/4HANA ist hier SAP Data Services, das eine Transformation und Validierung der Daten während der Migration ermöglicht.
Ein weiteres Problem ist das Management von kundenspezifischen Anpassungen, die über Jahre hinweg in früheren ERP-Systemen entwickelt wurden. Ältere ERP-Systeme wie SAP ECC wurden oft stark an die spezifischen Geschäftsanforderungen angepasst, was zu zahlreichen Modifikationen des Quellcodes führte. Viele dieser Anpassungen sind möglicherweise nicht mit der modernen Architektur von SAP S/4HANA kompatibel, die darauf ausgelegt ist, Prozesse zu vereinfachen und die Komplexität zu reduzieren. Daher erfordert die Migration eine umfassende Analyse der kundenspezifischen Erweiterungen, um diejenigen zu identifizieren, die migriert, modifiziert oder durch Standardfunktionen von SAP S/4HANA ersetzt werden können.
Hier kommt das SAP Readiness Check-Tool zum Einsatz, das die Kompatibilität des bestehenden Codes mit SAP S/4HANA bewertet und mögliche Problemstellen aufzeigt. Nach der Analyse müssen Entscheidungen über die Modifikation des Codes oder die Ersetzung kundenspezifischer Lösungen durch Standardfunktionen des Systems getroffen werden. Einerseits ermöglicht dieser Ansatz eine Vereinfachung des Systems, andererseits erfordert er eine enge Zusammenarbeit zwischen den technischen Teams und den Geschäftsbereichen, um sicherzustellen, dass die wichtigsten operativen Prozesse erhalten bleiben.
Die Migration zu SAP S/4HANA ist jedoch nicht nur eine technische Herausforderung – sie ist auch eine organisatorische Transformation, die ein effektives Change Management unter den Endbenutzern erfordert. Die Einführung eines neuen ERP-Systems bedeutet oft eine Änderung der Arbeitsweise in der gesamten Organisation, was Bedenken und Widerstand bei den Mitarbeitern hervorrufen kann. Um diese Probleme zu minimieren, ist ein umfassendes Schulungsprogramm entscheidend, das sowohl die Grundfunktionen als auch erweiterte Funktionen für Schlüsselbenutzer umfasst.
Vorteile der Implementierung von SAP S/4HANA
Trotz der Herausforderungen sind die Vorteile der Migration zu SAP S/4HANA erheblich. Eine der wichtigsten ist die Echtzeit-Datenverarbeitung durch die SAP HANA-Plattform. Diese Funktion ermöglicht die Überwachung von KPIs, die Identifizierung von Problemen und die Entscheidungsfindung auf Basis aktueller Informationen.
Dank der vereinfachten Systemarchitektur hilft SAP S/4HANA Unternehmen, die Betriebskosten durch Prozessautomatisierung, die Eliminierung veralteter Lösungen und eine bessere Ressourcennutzung zu senken. In Kombination mit Technologien wie künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen bietet das System erweiterte Analysefunktionen, die Markttrends vorhersagen und operative Prozesse optimieren.
Wie bereitet man sich auf die Migration vor?
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Migration ist eine sorgfältige Vorbereitung. Unternehmen sollten mit einer Analyse ihres bestehenden ERP-Systems beginnen und bestimmen, welche Prozesse optimiert werden müssen. Ein Proof of Concept (PoC) kann dabei helfen, potenzielle Probleme zu identifizieren und ausgewählte SAP S/4HANA-Funktionen in einer kontrollierten Umgebung zu testen.
Durch eine präzise Planung und die Unterstützung durch Experten kann die Migration zu SAP S/4HANA die Grundlage für langfristigen Erfolg schaffen.